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Innovation

Wie lebenslanges Lernen Innovation fördert (1/2)

Innovation ist kein magisches Phänomen.

Zwar gibt es so etwas wie den Eureka-Effekt oder das Aha-Erlebnis. Was jedoch unsichtbar bleibt, sind die unzähligen Stunden – manchmal Monate und Jahre -, die zu diesen Momenten geführt haben. Stunden des Nachdenkens, Experimentierens und Lernens.

Innovation ist gleichzeitig ein kumulativer und ein plötzlicher Effekt. Die Temperatur steigt langsam an, bis der Siedepunkt erreicht ist. Aber ohne nachhaltige Anstrengungen kann der Siedepunkt nie erreicht werden.

Im Mittelpunkt dieser Bemühungen steht der Lernprozess.

Für Innovationen ist es unerlässlich, dass die Person – egal ob Unternehmer, Ingenieur oder Wissenschaftler – kontinuierlich lernt. Es muss neues Wissen erworben werden, um Verbindungen herstellen zu können, die nicht offensichtlich sind. Ebenso wichtig ist es, die stetig wachsende Menge an Beweismaterial im Auge zu behalten. Welche Richtung schlagen wir ein, wenn etwas nicht funktioniert?

 

Lebenslanges Lernen in der Wirtschaft

Unternehmertum ist ein Wettbewerb. Die Teilnehmer müssen ihr Bestes geben, um zu gewinnen.

Die wissensbasierte Wirtschaft, in welcher wir uns derzeit noch befinden, vollzieht sich einem Wandel. Unterscheidungsmerkmale und Wettbewerbsvorteile sind nicht mehr durch reinen technologischen Vorsprung zu erreichen. Der Fokus der Wirtschaft verlagert sich auf Kreativität und Erlebnisorientierung.

In beiden Wirtschaften ist es das intellektuelle Kapital des Einzelnen und der Gruppe, das darüber entscheidet, wie gut sich ein Unternehmen entwickeln wird. Der einzige Weg, um diese intellektuelle Kapazität zu erhöhen und wettbewerbsfähig zu bleiben, ist das lebenslange Lernen.

 

Innovation und Lernen

Um Innovationen durch Lernen zu steigern, müssen zunächst drei Dinge getan werden:

  • den Kern des Lernens identifizieren,
  • die Verbindung zwischen Lernen, Neugier, Kreativität und Innovation herstellen, und
  • herausfinden, wie Neugier und Kreativität gefördert werden können.

Der Kern des Lernens

Der Prozess des Lernens hat verschiedene Aspekte. Am häufigsten wird er mit unserem Gedächtnis in Verbindung gebracht. Unser Gedächtnis spielt zwar eine wichtige Rolle, jedoch ist es nicht die Grundlage für das Lernen als solches. Um die Wurzel zu finden, hilft es, sich die besten Schüler der Welt anzusehen – Babys.

Babys haben einen unersättlichen Lernappetit. Sie erforschen jedes Objekt hinsichtlich seiner Haptik, seines Geschmacks und Geruchs. Sie wollen herausfinden, wie die Dinge funktionieren. Sie sind an allem interessiert, sogar dem Alltäglichen. Mit zunehmendem Alter verlagert sich ihr Interesse auf menschliche Beziehungen. Sie wollen herausfinden, warum die Dinge so sind, wie sie sind.

Dieser Wunsch nach Wissen wird als Neugierde bezeichnet.

Diese angeborene Eigenschaft ist ein Mittel für Menschen, um Informationen über ihre Umwelt zu sammeln. Und es ist eine Eigenschaft, die für das Lernen unerlässlich ist. Denn um effektiv lernen zu können, muss zuerst der Wunsch nach Wissen und Verstehen existieren. Das Einprägen von Fakten kommt danach.

Dieser Wunsch liefert die Motivation, Antworten auf Fragen zu suchen und eine tiefere Untersuchung der wahren Natur von etwas durchzuführen.

Der kuriose Link

Wir wissen nun, dass Neugierde das Lernen beeinflusst – sie ist das erste Glied in der Kette. Jedoch fehlen noch einige Schritte, bis das Endziel Innovation erreicht ist.

Bevor Innovation stattfinden kann, findet ein kreativer Prozess statt, um Erkenntnisse zu gewinnen und Probleme zu lösen. Mit anderen Worten, Kreativität ist das, was die Innovation ausmacht. Kreativität und Innovation sind miteinander verbunden.

Die nächste logische Frage ist, was Kreativität hervorbringt. Um neue Erkenntnisse zu gewinnen und Probleme zu lösen (oder kreativ zu sein), muss eine Person vier Dinge tun:

  • die wahre Natur des Problems identifizieren,
  • das aktuelle Wissen sammeln, das zur Lösung des Problems beiträgt,
  • verschiedene Perspektiven zur Bewältigung des Problems einnehmen und
  • experimentieren.

In allen vier Phasen der Kreativität ist der Einzelne oder die Gruppe darauf angewiesen, kontinuierlich zu lernen. Sie müssen sich Wissen aneignen, sowohl durch das geschriebene Wort als auch durch das, was sie durch Experimente produzieren.

Dies zeigt, wie Lernen und Kreativität miteinander verbunden sind. Man kann keine Kreativität haben, ohne zu lernen.

Kreative Problemlösung erfordert, dass Sie sich das entsprechende Wissen aneignen. Wenn man einen Schritt weiter geht, sieht man, dass Neugierde ein wesentlicher Bestandteil der Kreativität ist. Ohne eine tiefe Faszination für ein Problem und den Wunsch, es zu lösen, ist es unwahrscheinlich, dass Sie relevante Erkenntnisse gewinnen.

Oftmals sind es die Momente, in denen man sich nicht aktiv mit dem Problem beschäftigt, in denen diese Erkenntnisse auftauchen. Die Herausforderung bleibt im Hinterkopf verankert, und auch wenn Sie sich für einen Moment mit etwas anderem beschäftigen, arbeitet Ihr Gehirn im Hintergrund weiter an einer Lösung. Aber das passiert nur, wenn ein Mensch darauf fixiert ist, das Problem zu lösen – das heißt: Er neugierig genug ist.

Die Verknüpfung von Lernen und Innovation stellt sich also wie folgt dar:

Neugierde auf ein Problem > Lernen und Experimentieren > Kreative Lösungen > Innovation

Growth vs. Fixed Mindset

Wenn es um Lernen geht – sei es in der Wissenschaft oder in der Wirtschaft – werden Sie auf das Konzept von „Growth Mindset“ vs. „Fixed Mindset“ stoßen. Dieses von Carol Dweck entwickelte Konzept unterscheidet zwei grundsätzliche Denkweisen, die das Lernverhalten von Menschen prägen.

 

Growth Mindset

Die Wachstumsmentalität zeichnet sich durch die Idee aus, dass ein Individuum alles lernen kann. Das Ausmaß unseres Könnens ist nicht genetisch festgelegt – vor allem, wenn es um Wissensarbeit oder die Entwicklung von Fähigkeiten geht. Diese Art der Denkweise ist positiv und optimistisch in Bezug auf das Potenzial eines Individuums. Sie sieht Intelligenz und das menschliche Gehirn als eine flexible Grundfläche, die durch ausreichend Bemühungen ausgebaut und verbessert werden kann. Anstatt Intelligenz und Lernen als genetisch gegeben zu betrachten, geht es mehr darum:

  1. Wie viel Mühe jemand bereit ist, in seine Weiterbildung zu stecken,
  2. Wie viel freiwillige praktische Übung auf die bestmögliche Weise unternommen wird,
  3. Wie ausgeprägt Charakterzüge wie Biss, Ausdauer und der Wunsch zu lernen sind.

Typischerweise wird jemand mit einer Wachstumsdenkweise eher:

  • Probleme als eine interessante Herausforderung sehen: Ein komplexes Problem wird als etwas angesehen, das in jedem Fall gelöst werden kann. Es geht nur darum, herauszufinden, wie. Ebenso wird es als Chance für Wachstum gesehen, nicht als unüberwindbare Blockade.
  • Mehr am Lernen interessiert sein: Lernen funktioniert am besten, wenn ein Mensch neugierig auf etwas ist. Wenn Sie glauben, dass Sie etwas nicht lernen können, werden Sie es wahrscheinlich auch nicht weiterverfolgen.
  • Ambitionierter sein: Ein Growth Mindsert steht für die Vorstellung, dass der Mensch alles lernen kann. Dies befähigt den Einzelnen, sein Potenzial zu entfalten.

 

Fixed Mindset

Die „starre Mentalität“ stellt das Gegenteil dar. Diese Denkweise ist negativer in ihrer Natur und argumentiert, dass unsere Fähigkeit zu lernen und die Grenzen unserer Intelligenz in der frühen Kindheit angeboren bzw. bestimmt werden.

Menschen mit einem Fixed Mindset zeichnen sich dadurch aus, dass sie eher:

  • Eine negative Einstellung zum Lernen haben: Sie glauben nicht, dass Lernen für sie möglich ist und fühlen sich deswegen demotiviert.
  • Andere negative Eigenschaften manifestieren: Ein Fixed Mindset geht über das Erlernen neuer Fähigkeiten hinaus. Wenn ein Mensch glaubt, dass er sich nicht ändern kann, wird er nicht als Person wachsen. Das bedeutet, dass er Charakterfehler haben kann, die unadressiert bleiben.

Befürworter dieser Denkweise glauben, dass manche Menschen bestimmte Dinge einfach nicht lernen können – zumindest nicht annhähernd so schnell wie es vielleicht andere können.

Diese Mentalität ist ein Problem, mit welchem wahrscheinlich auch Sie in Ihrem Unternehmen zu kämpfen haben, insbesondere wenn es um Neueinstellungen oder die Umschulung älterer Arbeitnehmer geht. Offenkundig stellen Menschen mit einem Growth Mindset die besseren Mitarbeiter dar. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie jetzt einen Großteil Ihrer Belegschaft entlassen sollten. Denn die gute Neuigkeit ist: Ein Growth Mindset lässt sich trainieren.

Umerziehung zum Growth Mindset

Angeborene Intelligenz oder „Nichts ist unmöglich“ – Wo liegt die Wahrheit? Wie immer irgendwo in der Mitte.

Fakt ist: Menschen haben genetische Einschränkungen in Bezug auf ihr Gedächtnis, ihre Konzentrationsfähigkeit und neuronale Verarbeitungsgeschwindigkeit. Aber gleichzeitig sind die meisten Menschen auch nicht bereit, die notwendige Arbeit zu leisten, bis sie an ihre tatsächlichen Grenzen stoßen. Zwar gibt es eine genetische Grenze für „Intelligenz“, aber sie sollte niemanden davon abhalten, zu lernen. Unser Gehirn hat eine erstaunliche Lern- und Verbesserungsfähigkeit, und wir haben gerade erst damit begonnen, sein Potenzial zu entdecken.

Wenn Sie Teammitglieder haben, die durch ein Fixed Mindset geprägt sind, ist das Wichtigste, was Sie für sie tun können, ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihnen zu helfen, ein Growth Mindset aufzubauen.

Der beste Weg, ihnen dabei zu helfen, ist:

  • Schaffung einer druckfreien Umgebung: Wenn Sie versuchen, jemandem mit einem Fixed Mindset das Lernen aufzuzwingen, wird er sich vermutlich nur stärker in seinem Glauben verankern. Stattdessen sollten Sie der Person Freiraum geben, um die Denkweise selbst zu entwickeln.
  • Unterstützung beim Lernen: Das Growth Mindset ist geprägt durch das Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit. Manchmal müssen Menschen durch positive, inkrementelle Erfahrungen langsam ihr Vertrauen in sich selbst zurückgewinnen.
  • Anerkennung von Lernmeilensteinen: Stellen Sie sicher, dass die Fortschritte Ihrer Mitarbeiter anerkannt werden, damit sie positive Gefühle zum Lernen entwickeln.

 

Schaffung einer Lernkultur

In diesem Teil haben wir darüber gesprochen, wie Lernen Innovationen fördert. Im nächsten Teil werden wir einen Blick auf praktische Strategien werfen, um dies im geschäftlichen Kontext zu erreichen. Wir werden darauf eingehen, auf welche Arten Ihre verschiedenen Teams lernen, wie Sie ihr Engagement steigern können und wie Kanäle für das Feedback der Mitarbeiter geschaffen werden können.